Auf Schritt und Tritt folgen sie ihrem Vater, der sich fürsorglich um seinen Nachwuchs kümmert. Warum das nicht die Mutter übernimmt? Genau wie bei Emus, den Laufvögeln aus Australien, sind auch bei den südamerikanischen Nandus Brut und Aufzucht der Jungvögel Männersache. Es ist dabei gar nicht ungewöhnlich, dass gleich mehrere Nandu-Hennen ihre Eier in die vom Hahn in den Erdboden gescharrte Brutmulde ablegen. Danach überlassen sie das Brutgeschäft dem Männchen und gehen ihrer Wege.
Auch auf der Südamerika-Anlage der Wilhelma war das der Fall: Hier hat der sechs Jahre alte Nandu-Hahn Peter rund 40 Tage lang auf insgesamt zehn Eiern gebrütet, welche ihm die elf Jahre alte Nyla und die fast zweijährige Evi gelegt hatten. Beide Weibchen halten sich seitdem zusammen mit den Vikunjas und den Maras auf einer benachbarten Gemeinschaftsanlage auf.
Das Männchen dagegen hatte einen geschützten Brutplatz am Rande der Anlage für Flachlandtapire. Nachdem sich bei fünf Eiern Bruterfolg eingestellt hat und Küken geschlüpft sind, erkundet der Nachwuchs mit seinem Vater mittlerweile schon ausgiebig sein Gehege.
Die natürliche Heimat des Nandus sind die offenen Savannenlandschaften Südamerikas. Sie ernähren sich in erster Linie von Samen, Knospen und anderen Pflanzenteilen, fressen in der Zeit der Jungvogelaufzucht aber auch gerne Insekten und andere Kleintiere. Aufgrund von Lebensraumzerstörung und Jagd nehmen die Populationen des Nandus in Südamerika ab.
Die Art gilt daher mittlerweile als „potentiell gefährdet.“ In Teilen Norddeutschlands hat sich der Nandu dagegen als so genannter Neozoa – also einer gebietsfremden, durch den Menschen eingebürgerten Art – etabliert, nachdem vor rund 25 Jahren einige Tiere aus privater Haltung entwichen sind.