Wenn die Sonne vom Himmel brennt, macht sich draußen schnell Urlaubsstimmung breit. In den aufgeheizten Wohnräumen oder im Büro verschlechtert sich dagegen die Laune. „Drückende“ Temperaturen und stickige Luft belasten den Kreislauf und die Konzentration. Die gute Nachricht: Wer beim Neubau oder bei der Renovierung die richtigen Materialien verwendet, hält das Raumklima in den eigenen vier Wänden das ganze Jahr über angenehm und gesund. Wie wäre es da mit Lehm?
Lehm ist einer der ältesten Baustoffe der Welt. Die frühesten bekannten Belege für seine Nutzung stammen aus dem Vorderen Orient aus der Zeit zwischen 9000 und 8000 v. Chr. So verwendete man damals beispielsweise in der Nähe der berühmten Ruinenstätte von Petra (im heutigen Jordanien) luftgetrocknete Lehmziegel für den Bau von Hütten. Über Jahrtausende wurde Lehm an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt eingesetzt: Die Berbergebiete im Süden Marokkos sind weltbekannt für ihre Lehmarchitektur, die Lehmmoscheen von Timbuktu gehören zum UNESCO-Welterbe und sogar Teile der Chinesischen Mauer errichteten Baumeister aus dem nachhaltigen Rohstoff. Auch heute noch lebt rund ein Drittel der Weltbevölkerung in Häusern, die aus Lehm gefertigt sind.
Besondere Beliebtheit als Baustoff erlangte Lehm, da er nahezu überall verfügbar ist und sich relativ leicht abbauen lässt. Zudem ist das Gemisch aus Ton, Erde und Sand sowie Kies oder Steinen ein echter Allrounder: Da Lehm Wärme besonders gut aufnehmen und speichern kann, reguliert er die Temperatur, hält Gebäude im Winter warm und im Sommer kühl. Außerdem bietet der Stoff eine natürliche Ästhetik – traditionelle Lehmbauten passten sich so besonders gut ihrer ursprünglichen Umgebung an.
Durch seine vielseitigen Eigenschaften kam das Material somit bereits früh in der zivilisatorischen Menschheitsgeschichte beim Bau und der Ausstattung von Unterkünften zum Einsatz. Lehm gilt als das älteste verwendete Bindemittel und zählt neben Zement und Kalk bis heute zu den wichtigsten mineralischen Baustoffen.
Eine natürliche Alternative zu Stromfressern wie Klimaanlagen sind beispielsweise Lehmputze. Sie speichern die Wärme und geben diese gleichmäßig bei Bedarf wieder ab. Zugleich regelt der Baustoff die Luftfeuchtigkeit. So ist die Luft, das „wichtigste Lebensmittel“ der Menschen, weder übermäßig feucht noch trocken – das beste Rezept gegen chronische Müdigkeit zur warmen Jahreszeit und Erkältungskrankheiten im Winter.
Auch Schimmel hat bei diesem ausbalancierten Klima keine Chance mehr. Lehmputze nehmen die Feuchtigkeit aus der Raumluft auf, lagern diese in den Poren und Zwischenschichten der Tonpartikel und verteilen sie wieder im Raum, sobald die Luft zu trocken wird. Mit ein paar zusätzlichen Kniffen wie richtig Lüften und Heizen sowie außenliegendem Sonnenschutz hat man dank des unkomplizierten und naturbelassenen Baustoffs stets ein ideales Raumklima, das sich dauerhaft positiv auf die Gesundheit auswirkt.
Noch aus einem anderen Grund sind Lehmputze bei Häuslebauern sehr beliebt: Das Produkt ist rein ökologisch und vollkommen frei von Schadstoffen. Andere Baustoffe und Möbel sondern unbemerkt Krankmacher ab. Die schädlichen Substanzen beeinträchtigen das Wohlbefinden und können sogar gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Bei Lehmputzen ist das völlig ausgeschlossen. Sie bestehen ausschließlich aus Sand und Lehmrohstoffen, die getrocknet und gemahlen wurden.
Auch optisch strahlt der Wandbelag Natürlichkeit aus. Alle Farben sind warm, pastellig und zurückhaltend. Sie entstehen allein durch mineralische Pigmente. Keinerlei Lösemittel oder Konservierungs- und Kunststoffe sind enthalten. Gestalterisch lässt sich die Wandoberfläche mit Lehm auf verschiedenste Art strukturieren. Egal, ob mit Wellen, Streifen oder Schablonenmustern – der Baustoff verbreitet stets Harmonie.
Dabei taugen Lehmputze sowohl für Wohn- und Schlafzimmer als auch für Küche und Bad. Einzige Ausnahme sind die Bereiche um Waschbecken, Dusche und Badewanne, die besser gefliest werden sollten. Bis auf Tapeten eignen sich alle Untergründe zum Auftrag.