Unterwegs in BW

Unterwegs auf dem Enzquellenpfad

Ein Schritt. Noch einer. Die Schuhe versinken leise im federnden Waldboden, der Duft von Tannen, Moos und feuchter Erde steigt in die Nase.
enzquelle
In Gompelscheuer entspringt die Große Enz.Foto: Maren Moster

Der Enzquellenpfad beginnt nicht mit einem Knall – sondern mit einem Einatmen. Und einem Ausatmen. Wer hier losgeht, lässt Lärm und Hektik hinter sich, schon nach wenigen Minuten hat der Wald das letzte Handysignal geschluckt. Dafür gibt es Vogelrufe, das Glucksen eines Baches – und das Gefühl, irgendwo ganz tief im Schwarzwald angekommen zu sein. Der rund 20 Kilometer lange Enzquellenpfad ist mehr als ein Wanderpfad. Er ist als Premiumwanderweg ausgezeichnet, was für eine besonders hohe Qualität der Beschilderung und des Naturerlebnisses steht. Diese besondere Route im Oberen Enztal rund um Gompelscheuer ist eine Reise durch Zeit und Topografie, durch die Ursprünge der Enz, durch drei verwunschene Täler und in die Geschichte eines Handwerks, das den Schwarzwald jahrhundertelang prägte.

Wo alles beginnt: Die Enzquelle in Gompelscheuer

Der Einstieg und zentrale Startpunkt der Tour liegt in Gompelscheuer, einem Ortsteil von Enzklösterle, der schon im Namen verrät, dass hier der Schwarzwald ganz bei sich ist. Hier entspringt die Große Enz. Ein Holzflößer, der seit 2021 die gefasste Quelle bewacht, ist dabei ein besonderes Detail. Der Poppelbach und der Kaltenbach fließen an dieser Stelle zusammen und bilden gemeinsam die Lebensader, die das Enztal bis Pforzheim durchzieht. Die denkmalgeschützte Enzquelle, auch Enz-Ursprung genannt, wurde bereits 1936 vom Schwarzwaldverein gefasst und erneuert. Sie ist nicht nur ein beliebter Treffpunkt und ein schönes Ausflugsziel mit Sitzgelegenheiten und Infotafeln, sondern auch der Startpunkt des Enztalradweges.

Weg durch den Wald.
Der Enzquellenpfad führt durch eine Region, in der sich Wald, Wasser und Geschichte ineinander verzahnen.Foto: Maren Moster

Drei Schleifen – und keine gleicht der anderen

Der Enzquellenpfad lässt sich in drei Rundtouren aufteilen, jede mit eigenem Charakter und flexibel als sportliche Tagestour oder einzelne Etappen wanderbar. Die optimale Dauer für die gesamte Tour beträgt rund sechs Stunden reine Gehzeit, je Schleife etwa zwei bis drei Stunden. Die Wanderung verläuft auf dem markierten Wanderwegenetz des Schwarzwaldvereins, und die Rauten führen zuverlässig von Wegweiserstandort zu Wegweiserstandort.

Die Kaltenbachschleife

Die fünf Kilometer lange Kaltenbachschleife führt tief ins Naturschutzgebiet Kaltenbachtal. Hier begleitet man den Kaltenbach und trifft auf den Kaltenbachsee, der um 1789 als Schwallung für die Flößerei künstlich errichtet wurde. An diesem Ort wurde Scheiterholz geflößt, und bis 1910 rauchten hier die Kohlenmeiler. Auf den sogenannten "Peter Munks Kohlplatten" setzte Wilhelm Hauff mit seiner Märchenfigur des "Kohlenmunk-Peter" aus "Das kalte Herz" den Köhlern ein Denkmal. Der Rückweg vom Kaltenbachsee nach Gompelscheuer erfordert hohe Trittsicherheit, da einige Stellen am Bachlauf sehr alpin sind und nasse Füße möglich sein könnten. Der ursprüngliche Damm aus Holz wurde 1813 von Oberst Duttenhofer mit einem imposanten Durchlass aus Stein und Erde neu erbaut.

Hütte im Wald
Die Buchschollenhütte auf dem Enzquellenpfad.

Die Poppelschleife

Heller und weiter präsentiert sich die acht Kilometer lange Poppelschleife – geprägt vom breiten Wiesental rund um den Poppelsee. Dieser wurde um 1750 als Treibsee für die Flößerei errichtet und war die größte Schwallung im oberen Enztal. Seine alte Dammkrone, die heute noch erkennbar ist, lag wesentlich höher. Auch hier erzählen alte Dämme und Wasserspiegel Geschichten vom Wald, vom Holz und vom Handwerk.

Die Enztalschleife

Die ebenfalls acht Kilometer lange Enztalschleife schließlich führt entlang des Hangwaldes hinunter nach Enzklösterle – und zurück zur Quelle. Hier bietet sich die einzige Einkehrmöglichkeit unterwegs. Ansonsten gilt: Vesper einpacken, genießen, nicht hetzen. Denn der Enzquellenpfad ist kein Weg für Zeitmesser – sondern für Zeitvergesser.

Felsblöcke auf dem Enzquellenpfad
Der Rückweg vom Kaltenbachsee nach Gompelscheuer erfordert hohe Trittsicherheit, da einige Stellen am Bachlauf sehr alpin sind und nasse Füße möglich sein könnten.Foto: Maren Moster

Aus der Zeit gefallen

Er führt durch eine Region, in der sich Wald, Wasser und Geschichte ineinander verzahnen. Lediglich 300 Meter auf Asphalt und 1,4 Kilometer auf Schotter sind zu begehen – der Rest sind wurzelige Pfade, bemooste Steine und alte Wassergräben. Letztere wurden vor rund 250 Jahren von Hand durch sogenannte "Grabenmacher" angelegt, um die Wiesen zu bewässern. Mit Brettern, den "Schützen", wurden kleine Hochwasser aus den Hangquellen in die Wiesen geleitet, düngten und wärmten den Boden und verlängerten die Vegetationszeit um bis zu 14 Tage. So sicherten sie die Ernährung der Region in einer Zeit ohne Stalldüngung oder Kunstdünger.

Auch wenn es früher aufgrund der ökonomischen Not manchmal zu Streitigkeiten um das "Abgraben des Wassers" kam, die im Servitutenbuch (heute Grundbuch) geregelt waren, so sind diese Gräben heute stille Zeugen einer genialen Landwirtschaft. Heute braucht es keine Schützen mehr – nur Augen, die sehen, und Füße, die spüren wollen. Wer über den Grabenweg läuft, wandert auf einer jahrhundertealten Linie der Lebenssicherung.

Mit Herz gebaut: Die Geschichte hinter dem Weg

Was den Enzquellenpfad besonders macht, ist nicht nur seine Landschaft, sondern auch seine Entstehung. Aus einer Idee des engagierten Wegewarts des Schwarzwaldvereins, Thomas Bertsch, wurde ein Gemeinschaftsprojekt. Ehrenamtliche, Forstleute, Schüler des Waldschulheims, der Projekt-X-Verein und viele einzelne Bürger – sie alle halfen mit. Mit Spaten, mit Werkzeug, mit Herz. Sogar Fördermittel des Leader-Programms und des Landes Baden-Württemberg flossen schnell und zielgerichtet, damit aus der Vision ein Wanderweg wurde, der Menschen verbindet: mit der Natur, mit der Geschichte, mit sich selbst. Ein echtes Vorzeigeprojekt für bürgerschaftliches Engagement.

Steinernes Tor, aus dem ein Bach fließt
Urig und voller Überraschungen: der Enzquellenpfad bietet viele Möglichkeiten, Natur und Geschichte zu entdecken.Foto: Maren Moster

Planung und Anreise

Der Startpunkt der Tour ist die Enzquelle; Zuwege zu den drei Schleifen beziehungsweise zum gesamten Enzquellenpfad sind ausgeschildert. Die Enzquelle Enzklösterle befindet sich am Kaltenbachweg, 75337 Enzklösterle. Gompelscheuer liegt an der K4367 zwischen Besenfeld und Enzklösterle. Aufgrund geringer Parkmöglichkeiten in Gompelscheuer empfehlen sich folgende Parkplätze zum Einstieg in den Wanderweg: der Parkplatz an der Freudenstädter Straße (in der Kurve kurz hinter Gompelscheuer in Richtung Poppeltal), der Parkplatz im Poppeltal, der Wanderparkplatz am Poppelsee sowie der Parkplatz Petersmühle (ebenfalls Freudenstädter Straße).

Der Enzquellenpfad

Gesamtlänge: 20 km

Höhenmeter durchschnittlich: 568 m

Dauer: rund 6 Stunden

je Schleife: 2-3 Stunden

Schwierigkeit: mittel - schwierig

Die Tour ist in bis zu drei Etappen aufteilbar:

Kaltenbachschleife mit Kaltenbachsee, rund 5 Kilometer

Poppeltalschleife mit Poppelsee, rund 8 Kilometer

Enztalschleife, rund 8 Kilometer

Trittsicherheit gefragt

Der Wanderweg ist komplett ausgeschildert und in beide Richtungen begehbar.
Achtung: Vor allem auf Teilen der Kaltenbachschleife ist Trittsicherheit gefragt, da es alpine Abschnitte entlang des Weges gibt.

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Offizielle Eröffnung des Enzquellenpfades am 4. Mai

von Maren Moster
02.07.2025
Kategorien
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